Neuer Virus in China verantwortlich für rätselhafte Lungenerkrankung
In der zentralchinesischen Stadt Wuhan sind in den letzten Tagen dutzende Fälle bekannt geworden, bei denen sich Bürger der Stadt mit einem bisher unbekannten Virus angesteckt haben. Die WHO bestätigte nun, dass es sich beim Erreger um einen unbekannten Untertyp der Corona-Virenfamilie handelt.
Zunächst ist die Infektion von einer größeren Anzahl von Menschen mit einer Lungenkrankheit nichts Ungewöhnliches. In Mitteleuropa grassiert in den Wintermonaten regelmäßig eine Grippewelle, die auch zahlreiche Todesopfer – zumeist ältere Menschen – fordert.
Dennoch ist an dieser bisher noch kleinen Ausbreitung spannend, dass der Virus, der hinter dem Auftreten der Krankheit steckt, weitgehend unbekannt ist.
Die WHO hat nach dem Auftauchen eine vollständige Gensequenz des Virus durchgeführt und ihn der Familie der Coronaviren zugeordnet.
Darüber hinaus zeigte der Virus die typische Ausprägung sprich Morphologie der Familie der Coronaviren.
In den schwersten Fällen lösen derartige Viren MERS und SARS aus. Dabei werden die Atemwege infiziert, was im schlimmsten Fall bis zum Tod führen kann, wobei MERS die mittelgradig schwere Ausprägung darstellt und SERS die schwere bis tödliche Form.
Die übliche Vorgehensweise der WHO ist (stark vereinfacht) die Identifikation der Krankheit, im ersten Schritt, ob diese viral oder bakteriell ausgelöst wird. Wird die Krankheit einem Virus zugeordnet, so kann dieser im zweiten Schritt mittels Gensequenz analysiert werden.
Soziologisch spannend wird die Ursachensuche dann, wenn die Quelle des Virus, also der ursprüngliche Auslöser unbekannt ist. Gerade in Städten ist die Ausbreitung eines Virus stark vereinfacht, da an Knotenpunkten wie U-Bahnen, Bahnhöfen oder Krankenhäusern, also Orte an denen Menschenmassen aufeinandertreffen, die Übertragung schnell und unbemerkt passieren kann. Wird davon ausgegangen, dass der Virus von Mensch zu Mensch übertragen werden könnte, so ist die Suche nach dem sogenannten Patienten Null eine Möglichkeit die Herkunft des Virus herauszufinden.
Neuartiger Virus
Im Falle dieses neuartigen Virus wird davon ausgegangen, dass der Virus sich möglicherweise über Tiere auf Menschen überträgt und zum ersten Mal in einer Markthalle in Wuhan aufgetreten ist.
In der besagten Markthalle werden Fische, Meeresfrüchte, aber auch lebende Wildtiere zum Verzehr verkauft, woraus der (noch laienhafte) Schluss gezogen werden könnte, dass eine Erstansteckung hier stattgefunden haben könnte.
Im nächsten Schritt wird bei Ausbrüchen derartiger Viren eine Warnung in den umliegenden Krankenhäusern bzw. Arztpraxen herausgegeben, um weitere Patienten die sich zwar angesteckt haben, bei denen es aber bisher zu keinem Ausbruch gekommen ist zu identifizieren, falls sich diese bei Ausbruch zu einem Arzt begeben.
Die Mechanismen, die die WHO gemeinsam mit seinen Mitgliedern ausgearbeitet hat, wirken derart effektiv, dass neuartige Viren und Krankheiten schnell identifiziert, isoliert und anschließend behandelt werden können.
Allerdings kann die Arbeit der WHO Behörden durch mangelnde Kooperation von Staaten beeinträchtigt werden, wenn diese Umsatzeinbußen in Bereichen Tourismus oder Wirtschaft befürchten.
Problematisch bei der Analyse bzw. Suche nach der Herkunft dieses Virus ist der bisherige Kooperationsunwille der chinesischen Behörden, die erst sehr spät nach Aufkommen des Virus, überhaupt eingestanden hatten, dass es sich um einen neuartigen Virus handelt, nur um in derselben Mitteilung zu behaupten, der Virus sei nicht von Mensch zu Mensch übertragbar.
Matthew Frieman von der Maryland School of Medicine, ein ausgewiesener Spezialist von Corona Viren ließ nach der Verlautbarung mitteilen, dass es in einem derart frühen Entdeckungsstadium gar nicht möglich sei zu wissen, ob der Virus zwischen Menschen übertragbar sei oder nicht.
Es wird also vermutet, dass die chinesischen Behörden das Risiko versuchen herunterzuspielen. Bekannt geworden war die Ausbreitung, als amerikanische Medien über das Thema nach anonymen Hinweisen berichteten.
Denn es schwebt über jeder Entdeckung von neuen Krankheiten die große Bedrohung, was passiert, wenn sich Viren oder andere Krankheiten immun gegen bisherige Behandlungsmethoden oder Antibiotika zeigen.
Allein in den USA haben Antibiotikaressistenzen 2019 35.000 Tote verursacht und die Zahl wächst beständig an.
Zusammengefasst ist die Entdeckung neuer Krankheiten medizinisch und soziologisch spannend, da sie die Forscher und Mediziner wie polizeiliche Ermittler arbeiten lassen, um den Ursprung der Krankheit zu finden, und uns vor Augen führen, wie schnell Ansteckungen bzw. Übertragungen möglich sind, wenn Hygienestandards nicht eingehalten werden, oder Erreger im schlimmsten Falle, gegen bisherige Behandlungsmethoden immun sind.
Auf der anderen Seite zeigt sich in der Berichterstattung, dass auch Informationen an die Bevölkerung herausgegeben werden, auch wenn akute Gefahr droht, wobei hier eine deutliche Kluft zwischen westlichen Staaten und China zu beobachten ist.
So haben die USA beispielsweise bereits eine Reisewarnung für die betroffene Region herausgegeben, während die chinesischen Behörden das Risiko herunterspielen. Außerhalb Chinas ist bisher kein Fall des neuartigen Virus bekannt geworden.
In jedem Falle gilt auch für die Bevölkerung hierzulande, dass gerade in den Wintermonaten Körperhygiene und Stärkung von Abwehrkräften vielen Krankheiten vorbeugen können.
Via
Autor: Alexander Herberstein; Symbolbild Virus von Rost9 / Shutterstock.com
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