Neue Regeln, drohende Vernichtung: Milliarden Getränkeflaschen in Deutschland in Gefahr

Die EU hat weitreichende Pläne zur Neuregelung von Pfandsystemen und Verpackungen angekündigt, was massive Auswirkungen auf Deutschland haben könnte. Im Fokus steht die potenzielle Vernichtung von Milliarden Getränkeflaschen im Land. Diese alarmierende Situation hat verschiedene Getränkeverbände auf den Plan gerufen, die vehement vor den drohenden Konsequenzen warnen.

Autor: Sonja Bart

Die Zukunft von Milliarden Bierflaschen steht auf dem Spiel, da die EU neue Regeln für Pfandsysteme und Verpackungen plant. Holger Eichele, Geschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, warnt eindringlich vor den Konsequenzen: „Werden die EU-Pläne Wirklichkeit, müssten wir alle Mehrwegflaschen einschmelzen. Dieser Irrsinn muss verhindert werden“, sagte er gegenüber der Zeitung „Bild“.

Auch in einem Brandbrief an das Europäische Parlament machen mehrere Getränkeverbände auf die Schwächen des Vorschlags aufmerksam. Die geplanten Regeln zielen darauf ab, Verpackungsmüll in Europa zu reduzieren und die Kreislaufwirtschaft zu stärken – ein ehrgeiziges Vorhaben mit den richtigen Zielen, so der Deutsche Brauer-Bund. Allerdings betont er, dass die „Packaging and Packaging Waste Regulation“ (PPWR) den Umweltschutz nicht fördert, sondern ihn auf absurde Weise untergräbt.

Die Kritik der Getränkeverbände richtet sich insbesondere auf die befürchtete Entwertung von Mehrwegverpackungen durch die geplanten Pfandpflichten für Einwegverpackungen. Diese Maßnahme könnte dazu führen, dass Millionen oder sogar Milliarden Bierflaschen nicht mehr wiederverwendet werden können und stattdessen unweigerlich vernichtet werden müssten.

„Ökologischer und ökonomischer Wahnsinn“: Getränkeverbände warnen vor Auswirkungen der EU-Pläne auf Mehrwegsysteme

Im Zuge neuer Deklarationspflichten wird eine „dauerhaft angebrachte Kennzeichnung“ von Mehrwegverpackungen gefordert. Dies würde jedoch das bestehende deutsche Mehrwegsystem, das seit jeher mit abwaschbaren Etiketten arbeitet, zum Erliegen bringen. Laut dem Deutschen Brauer-Bund hätte diese Vorgabe zur Folge, dass alle existierenden Mehrwegflaschen komplett vernichtet werden müssten.

Deutschland verfügt über eine Vielzahl erfolgreicher und umweltfreundlicher Mehrwegsysteme, betont der Deutsche Brauer-Bund. Die Mehrwegquoten in Deutschland liegen seit Jahrzehnten weit über den Zielquoten, die die EU für das Jahr 2040 vorsieht. Die Rücklaufquoten von Mehrwegflaschen und -kästen setzen europaweit mit nahezu 99 Prozent den Maßstab für erfolgreiche Mehrwegsysteme.

Dirk Reinsberg, Geschäftsführender Vorstand im Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels, schließt sich den Bedenken an und bezeichnet die Pläne als ökologischen und ökonomischen Wahnsinn. Dies unterstreicht die weitverbreitete Kritik an den drohenden Auswirkungen der neuen Regeln auf die bewährten Mehrwegsysteme.

Existenzbedrohung für Mehrwegsysteme: EU-Regulierung gefährdet angeblich nicht nur Flaschen, sondern auch Kästen

Die geplante Änderung könnte nicht nur das Aus für Flaschen bedeuten, sondern auch die Kästen wären betroffen, warnt der Deutsche Brauer-Bund. Gemäß der EU-Regulierung soll auch der Leerraumanteil in Transportverpackungen begrenzt werden, was im Zusammenhang mit dem Versandhandel sinnvoll sein mag. Doch übertragen auf Wasser- oder Bierkästen würde diese Regulierung den Transport und die Lagerung von Mehrwegflaschen künftig unmöglich machen. Dirk Reinsberg von dem Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels erklärt: „Im Falle von Bier würde das bedeuten, dass der klassische deutsche Bierkasten vor dem Aus stünde, geschreddert und vernichtet werden müsste.“

Trotz Anerkennung des positiven Ansatzes der EU-Kommission in ihrem Verordnungsentwurf, betonen die Verbände in ihrem Schreiben an das Europäische Parlament, dass Unternehmen, die seit Jahrzehnten in funktionierende Mehrwegsysteme investieren, nicht bestraft werden sollten.

EU-Kommission: Neue Verpackungsregeln bedrohen nicht das Überleben von Mehrweg-Bierflaschen

Es herrscht Verwirrung darüber, ob die Reformvorschläge der Europäischen Kommission zur neuen Verpackungsregulierung tatsächlich zur Einschmelzung von Mehrweg-Bierflaschen in Deutschland führen würden. Aktuelle Berichte in den Medien legen dies nahe, jedoch sind diese Behauptungen nicht korrekt. Hier sind die Fakten:

Wie die EU-Kommission auf ihrer Facebook-Seite schreibt, sieht der Vorschlag vor, dass jede Verpackung mit einer dauerhaft angebrachten Kennzeichnung versehen sein muss, bestehend aus einem Etikett und einem QR-Code, der Informationen über den Materialtyp der Verpackung sowie die richtige Entsorgung angibt.

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EU-Kommission zu den Vorwürfen der Entsorgung der Flaschen, Screenshot von Facebook

Die im deutschen Flaschenpfandsystem üblichen ablösbaren Papier-Etiketten erfüllen diese Anforderung, sofern sie während des Umlaufs der Flasche verfügbar bleiben. Falls sich das Etikett beim Waschvorgang ablöst, muss für die weitere Wiederverwendung ein neues Etikett angebracht werden. Es ist jedoch nicht erforderlich, die Informationen in die Flasche zu gravieren, da dies im Kommissionsvorschlag lediglich als optionale Kennzeichnungsform genannt wird.

Die Verordnung zielt insgesamt darauf ab, die Nachhaltigkeit von Verpackungen zu verbessern. Dies umfasst Maßnahmen zur Vermeidung von unnötigem Müll, Förderung des Recyclings und Erhöhung des Anteils recycelter Kunststoffe in Verpackungen.

Fazit

Die Forderung nach einer Überarbeitung der Pläne und einer Berücksichtigung der erfolgreichen deutschen Mehrwegsysteme wird immer lauter. Es muss aber eine Lösung gefunden werden, die sowohl den Umweltschutz als auch die wirtschaftlichen Aspekte berücksichtigt und eine nachhaltige Zukunft für Mehrwegverpackungen in Deutschland gewährleistet.

Quellen:

RND, Facebook: EU-Kommission

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