Mythos oder Fakt: Sind Windkraftanlagen Verursacher von Trockenheit und Erderwärmung?

Windkraftanlagen und ihre angeblichen Auswirkungen auf das Klima im Faktencheck.

Autor: Sonja Bart

Die Behauptung

Es wird häufig behauptet, dass Windkraftanlagen in Deutschland für zunehmende Trockenheit und die Beschleunigung der Erderwärmung verantwortlich sind.

Unser Fazit

Wissenschaftliche Studien und Expertenmeinungen widerlegen die Annahme, dass Windkraftanlagen maßgeblich zur Trockenheit und globalen Erwärmung beitragen. Ihre Auswirkungen auf das Klima sind minimal, und sie spielen eine wichtige Rolle in der nachhaltigen Energieerzeugung.

Behauptungen zu Windkraftanlagen

In sozialen Medien wird häufig behauptet, dass die rund 30.000 Windenergieanlagen in Deutschland zu Trockenheit, Erderwärmung und somit Klimawandel beitragen. Zu dieser Annahme wird ein Beitrag auf Facebook vermehrt geteilt.

Greenkama
Screenshot Facebook-Beitrag

“Deutschland besitzt rund 30.000 Windräder. DREISSIGTAUSEND.
Hinter jedem dieser Windräder bilden sich Wirbelschleppen, die je nach Lage kilometerweit Bestand haben.
Die vertikale Durchmischung der Luft bewirkt einen Transport der feuchten Luft aus den bodennahen Schichten in höhere.
Die Offshore-Folgen sieht man im Bild,
die Onshore-Folgen sind Trockenheit und letztendlich Erderwärmung.
Dazu kommen:
30.000 konventionell hergestellte Stahlröhren (weiß lackiert),
90.000 Rotorblätter, die nicht recyclefähig sind, 30.000 Generatoren mit Edelmetallen und zT hoch giftigem Neodym (je nach Getriebeart von 25 bis über 200 kg je MW) und last but not least CO2-intensiven Stahlbeton-Fundamenten auf (zT gerodeten) Flächen.
Bei einer Laufzeit von 10 Jahren.”

Und nun der Reihe nach:

30.000 Windkraftanlagen in Deutschland

Nach Angaben des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages wird es in Deutschland bis 2023 insgesamt 28.517 Onshore-Windenergieanlagen, also Anlagen an Land, geben. Hinzu kommen 1.501 Offshore-Windenergieanlagen im Meer (Stand 2020). Dies ergibt eine Gesamtzahl von 30.018 Anlagen auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland.

Wirbelschleppen

Diese Wirbelschleppen, wie man sie auf dem Foto erkennen kann, sind vergleichbar mit Kondensstreifen von Flugzeugen und treten besonders in Offshore-Windparks auf, wo die Anlagen weiter voneinander entfernt stehen.

Experten wie Clemens Jauch, Professor an der Hochschule Flensburg, erklärte gegenüber der AFP, dass solche Verwirbelungen zwar existieren, aber keinen großräumigen Einfluss auf das Klima haben.

Durchmischung der Atmosphäre durch Windräder

Die Behauptung, dass vertikale Luftverwirbelungen durch Windenergieanlagen zu einer Austrocknung des Bodens führen, wird von Clemens Jauch in Frage gestellt. Er erklärt, dass diese Theorie davon ausgeht, dass bodenferne Luftschichten trockener sind als bodennahe, was allerdings nicht immer der Fall ist.

Dr. PD Axel Kleidon vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie erklärt, dass Windkraftanlagen die Atmosphäre beeinflussen, indem sie den Windfeldern Energie entziehen. Dies führt zu einer geringeren atmosphärischen Durchmischung. Die Auswirkungen dieser Prozesse auf das globale Klima sind jedoch gering.

Johannes Quaas, Professor für Theoretische Meteorologie an der Universität Leipzig bezeichnet die Auswirkungen der Windenergie im Vergleich zu anderen klimawirksamen Phänomenen wie dem Treibhauseffekt, der Sonneneinstrahlung oder Vulkanen als sehr gering.

Recycling von Komponenten von Windenergieanlagen

Das Recycling von Windenergieanlagen, insbesondere von Rotorblättern, ist ein wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeit. Während früher die Entsorgung problematisch war, gibt es heute Verfahren zur thermischen Verwertung in der Zementindustrie. Forscher wie Jörg Woidasky erklären gegenüber der AFP, dass die Rotorblätter nach dem Zerkleinern thermisch verwertet werden, um Wärme für die Zementproduktion zu erzeugen.

Auch die Wiederverwendung von Rotorblättern auf Spielplätzen oder beim Brückenbau und in der Landschaftsarchitektur ist in einigen Projekten vorgesehen.

Die Sache mit dem Neodym

Gegen die Behauptung, Neodym in Windkraftanlagen sei giftig, stellen Experten klar, dass das Element generell nicht als giftig eingestuft wird. Jörg Woidasky, Forscher an der Hochschule Pforzheim, betont die Unbedenklichkeit von Neodym in den verwendeten Legierungen.

Lebensdauer und Wirtschaftlichkeit von Windenergieanlagen

Die häufig in sozialen Netzwerken verbreitete Behauptung, Windenergieanlagen hätten nur eine Lebensdauer von 10 Jahren, ist irreführend. Institutionen wie der TÜV Süd und das Umweltbundesamt schätzen die Lebensdauer von Windenergieanlagen je nach Wartung und Zustandsanalyse auf 20 bis 30 Jahre.

Fazit

Windenergieanlagen leisten in Deutschland einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Energieerzeugung und sind nicht für signifikante Klima- oder Umweltveränderungen wie Dürre oder Erderwärmung verantwortlich.

Die Bildung von Luftverwirbelungen – insbesondere hinter Offshore-Windenergieanlagen – ist möglich, diese haben jedoch keinen nennenswerten Einfluss auf das Wetter oder das Klima.

Zudem sind die meisten Komponenten recyclebar und die verwendeten Materialien wie Neodym ungiftig.

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Quelle: AFP

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