Missverständnisse um Grönland-Studie: Kein Beweis gegen Klimawandel

Temperaturdaten von Grönland enden 1885 – Relevanz für aktuelle Klimadebatte fraglich

Autor: Sonja Bart

Die Behauptung

Eine oft zitierte Grafik wird als Beweis gegen den menschlichen Einfluss auf den Klimawandel angeführt.

Unser Fazit

Die Grafik reicht nur bis 1885 und beschränkt sich auf eine Region in Grönland. Die Studie, auf die sich die Grafik bezieht, liefert keinen Beweis gegen die menschengemachte Erderwärmung, da sie weder die jüngsten Temperaturveränderungen noch globale Daten berücksichtigt.

Es ist erstaunlich, wie oft wissenschaftliche Arbeiten aus dem Zusammenhang gerissen und für eigene Zwecke missbraucht werden. Eine Grafik, die Temperaturveränderungen in Grönland zeigt, wird immer wieder benutzt, um den Einfluss des Menschen auf den Klimawandel zu leugnen. Diese Interpretation ist jedoch nicht nur falsch, sondern auch irreführend.

Die verbreitete Behauptung

Die verbreitete Grafik zeigt eine Temperaturkurve mit mehreren Ausschlägen über der Nulllinie. Diese Ausschläge sind markiert und sollen angeblich die Klimaveränderungen der letzten 9500 Jahre darstellen. Begleitet von provokanten Aussagen wie „Die grüne Klimasekte so: ‚Wir werden verbrennen‘“ wird versucht, den Eindruck zu erwecken, es gäbe keinen Grund, sich über den Klimawandel Sorgen zu machen.

Missverständnisse um Grönland-Studie: Kein Beweis gegen Klimawandel
Screenshot der verbreiteten Behauptung aus den sozialen Medien

Bewertung der Grönland Grafik

Die Darstellung ist irreführend. Die Temperaturkurve endet im Jahr 1885 und erfasst damit nicht die erheblichen Temperaturveränderungen seit Beginn der Industrialisierung. Außerdem sind die Daten auf einen einzigen Ort in Grönland beschränkt und daher nicht repräsentativ für das globale Klima.

Die Fakten

Die Grafik basiert auf einer Studie aus dem Jahr 1997, in der Lufteinschlüsse im Eis in Zentralgrönland untersucht wurden. Diese Lufteinschlüsse lieferten Informationen über die historischen Temperaturen an diesem bestimmten Ort. Gary Clow, einer der beteiligten Wissenschaftler, betonte gegenüber „USA Today“, dass die Daten nicht auf den gesamten Planeten übertragbar seien.

Zudem endet die Temperaturkurve im Jahr 1885 und umfasst nicht den Zeitraum bis heute, in dem der deutliche Temperaturanstieg stattgefunden hat. Dieser Anstieg ist durch Daten der NASA und des Weltklimaberichts gut dokumentiert.

Weiterführende Informationen

Die Autoren der ursprünglichen Studie haben wiederholt klargestellt, dass ihre Arbeit nicht dazu verwendet werden kann, den vom Menschen verursachten Klimawandel zu widerlegen. Peter Clark bezeichnete die Verwendung der Grafik zur Leugnung des Klimawandels als „völligen Unsinn“. Sein Kollege Richard B. Alley sprach von einem „Zombie“, der immer wieder auftauche.

Zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten und Berichte betonen den Einfluss des Menschen auf die globale Erwärmung. Studien verschiedener deutscher Forschungseinrichtungen wie des Deutschen Wetterdienstes (DWD) und der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft (DMG) bestätigen diese Erkenntnisse. Der EU-Wetterdienst Copernicus berichtet, dass die globale Durchschnittstemperatur im Februar 2024 zum zwölften Mal in Folge 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau lag. In Österreich ist der Temperaturanstieg sogar doppelt so hoch wie im globalen Durchschnitt.

Fazit

Die Grafik und die zugrundeliegende Studie können den menschlichen Einfluss auf den Klimawandel nicht widerlegen. Sie endet im Jahr 1885 und berücksichtigt nicht den dramatischen Temperaturanstieg seither. Wissenschaftliche Daten und Berichte bestätigen eindeutig die vom Menschen verursachte Erwärmung und deren Auswirkungen auf das globale Klima.

Quelle: dpa

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2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
wurden vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)


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