Über 38.000 Hitzetote im Jahr 2022: Die tödliche Rechnung unseres Klimawandels

Menschen sterben, weil uns der Ehrgeiz fehlt: Über die alarmierende Zahl der Hitzetoten und warum die Erwärmung unseres Planeten ein selbstverschuldetes Massensterben ist.

Autor: Sonja Bart

2022 war nicht nur das Jahr der Hitzewelle – es war das Jahr, in dem Europas Straßen und Häuser zur Todesfalle wurden. Und das nicht durch einen Zufall der Natur. Laut einer aktuellen Studie des Barcelona Institute for Global Health (ISGlobal) verdanken mehr als 38.000 Menschen in Europa ihren Hitzetod dem menschengemachten Klimawandel. Ja, 38.000 Menschen, die ohne die von uns verursachte Erwärmung heute noch leben könnten. Die erschreckende Wahrheit: Mehr als die Hälfte (56 %) aller Hitzetoten (rund 70.000) im Sommer 2022 hätte es ohne unseren katastrophalen Einfluss auf das Klima nicht gegeben. Willkommen in der Realität, in der unser ignorantes Verhalten zum Killer wird.

Wer leidet am meisten? Nicht alle sind gleich betroffen

Die Studie zeigt erschreckende Unterschiede, und das ist kein blinder Zufall: Frauen und ältere Menschen tragen die Hauptlast der Klimaeskalation. Von den 38.978 Hitzetoten dieses Sommers waren 22.501 Frauen und 23.881 über 80 Jahre alt. Diese Menschen haben nicht die Wahl, sich in klimatisierte Räume zu flüchten oder sich vor extremer Hitze zu schützen. Die gefährlichsten Auswirkungen des Klimawandels treffen die Schwächsten am härtesten. Während andere sich in den Schatten flüchten, schwitzen und leiden die Schwächsten – bis zum Tod.

Der Süden brennt – und auch in Deutschland stirbt man gut

Die Studie zeigt, dass die hitzebedingte Sterblichkeit in Südeuropa doppelt so hoch ist wie im Rest der Region. Regionen wie Italien, Spanien und Griechenland erleben den Klimawandel in seiner tödlichsten Form. Europa, das sich doppelt so schnell erwärmt wie der globale Durchschnitt, ist längst aus dem Gleichgewicht geraten. Die Botschaft der Forscher ist klar: Wir haben keine Zeit für zögerliche „Vorsicht“ und träges Warten auf „angepasste Strategien“. Ohne drastische Maßnahmen werden wir solche Zahlen als Normalität akzeptieren – und den Preis dafür zahlen.

Anpassung, Vermeidung und gnadenlose Realität: Klimawandel kostet Menschenleben

Die Autoren der Studie, darunter Thessa Beck und Joan Ballester Claramunt, sind sich sicher: Ohne konsequente Anpassungsstrategien und effektive Prävention werden wir jedes Jahr mehr Todesopfer zählen. Europa habe die Pflicht, auf die Alarmglocken zu hören und härtere Maßnahmen zu ergreifen – nicht nur leere Worte über Klimaziele. Denn die Klimakrise wird laut der Studie nicht erst 2022 zuschlagen: Bereits zwischen 2015 und 2021 waren zwischen 44 und 54 % der hitzebedingten Todesfälle auf den Klimawandel zurückzuführen. Das bedeutet: Jährlich sterben in Europa zwischen 19.000 und 28.000 Menschen an den Folgen der menschengemachten Erwärmung. Allein bis 2022 steigt diese Zahl um 40 % – ein Schreckensszenario, das jedem vernünftigen Menschen das Herz zusammenziehen müsste.

Fazit: Oder wollen wir wirklich noch länger zusehen?

Es bedarf keiner weiteren Studien, um zu erkennen, dass die Zeit zum Handeln längst abgelaufen ist. Die Zahlen sprechen für sich und entlarven eine Gesellschaft, die sehenden Auges in die Katastrophe rennt. Weiter zusehen, bis jeder von uns jemanden im Bekanntenkreis kennt, der an der Hitze stirbt? Das kann keine Option sein. Hitzetote sind keine Naturgewalt, sondern der Preis unserer Ignoranz – die Frage ist nur, wie hoch dieser Preis in den nächsten Jahren noch steigen wird.

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