Dunkelflaute und Blockade: Wie Bayern und Bürokratie die Energiewende ausbremsen

Schwedens Industrieministerin fordert klare Antworten auf Europas Energieprobleme – Dunkelflaute, Bürokratie und Bayern als Bremser.

Autor: Sonja Bart

Die schwedische Industrieministerin Ebba Busch hat die deutsche Energiepolitik scharf kritisiert. Anlass der Kritik ist die aktuelle „Dunkelflaute“ – ein Wetterphänomen, bei dem Wind und Sonne wochenlang so gut wie nichts zur Energieversorgung beitragen. Gleichzeitig stottert die europäische Batterieproduktion – ein Problem für den Kontinent, der auf erneuerbare Energien setzen will.

Einen nicht unerheblichen Anteil an dieser Misere hat der Freistaat Bayern, der sich mit Händen und Füßen gegen den Ausbau erneuerbarer Energien wehrt. Aber nicht nur Deutschland, sondern Europa insgesamt steht vor großen Herausforderungen: Wie gelingt eine stabile und nachhaltige Energieversorgung, die wetterunabhängig und bezahlbar ist?

Kritik aus Schweden: „EU muss effizienter werden“

Busch, die sich seit langem für eine wettbewerbsfähige europäische Industrie einsetzt, bringt die Probleme auf den Punkt: Es gibt zu viel Bürokratie und zu wenig Fortschritt. Gerade bei der gemeinsamen Entwicklung von Batterietechnologien sieht sie Deutschland in einer Schlüsselrolle, die nicht ausreichend wahrgenommen werde.

Mit dem Atomausstieg und dem sukzessiven Abschalten von Kohlekraftwerken steht Deutschland vor einem energiepolitischen Dilemma. Die Versorgung aus erneuerbaren Quellen wie Wind und Sonne ist in Flautezeiten zu gering, während der Ausbau von Speicherkapazitäten wie Batteriesystemen oder Wasserstoffinfrastruktur noch nicht weit genug fortgeschritten ist.

Die Rolle Bayerns: Fortschrittsverhinderung als Prinzip?

Gerade Bayern fällt immer wieder durch seine Blockadehaltung auf. Mit der sogenannten 10H-Regelung, die Windkraftanlagen massive Abstandsauflagen auferlegt, hat die Staatsregierung viele potenzielle Projekte faktisch unmöglich gemacht. Und das, obwohl Bayern einer der größten Stromverbraucher in Deutschland ist.

Warum wehrt sich Bayern gegen die Energiewende?

Die Gründe für die Blockadehaltung sind vielfältig:

  • Landschaftsschutz: Ein häufiger Kritikpunkt ist, dass Windkraftanlagen das Landschaftsbild beeinträchtigen und Naherholungsgebiete stören könnten.
  • Politischer Einfluss: Bayern wird von einer konservativen und industrieorientierten Regierung dominiert. Besonders ländliche Wähler*innen stehen dem Ausbau kritisch gegenüber.
  • Wirtschaftliche Interessen: Traditionelle Industriezweige, die von fossilen Brennstoffen profitieren, üben ebenfalls Druck aus.

Während Bayern auf lokale Argumente verweist, stellt sich die Frage, ob eine nationale oder gar europäische Verantwortung nicht schwerer wiegt. Schweden, das neben Wasserkraft auch auf Kernenergie setzt, hat jedenfalls kein Verständnis für die bayerische Blockadehaltung.

Was ist die Dunkelflaute und warum ist sie ein Problem?

Als Dunkelflaute bezeichnet man längere Perioden im Winter, in denen Wind- und Solarkraftwerke kaum Strom liefern können. Und das zu einer Zeit, in der der Energiebedarf für Heizung und Beleuchtung besonders hoch ist. Die Folge: Fossile Kraftwerke müssen einspringen, was teuer und klimapolitisch problematisch ist.

Lösungsansätze für Dunkelflauten

Um dieses Problem zu lösen, könnten folgende Ansätze helfen:

  • Ausbau der Energiespeicherung: Batteriespeicher und neue Wasserstofftechnologien bieten Möglichkeiten, Strom aus sonnen- oder windreichen Zeiten zwischenzuspeichern.
  • Intelligente Netze: Intelligente Stromnetze könnten überschüssige Energie effizienter verteilen – auch über Ländergrenzen hinweg.
  • Europäische Zusammenarbeit: Schweden könnte Deutschland mit Strom aus Wasserkraft unterstützen, während Deutschland zu anderen Zeiten seinen Windkraftexport nach Schweden ausbaut.
  • Batterieproduktion: Europas Schlüsselbranche hinkt hinterher.

Neben der Energieversorgung liegt Busch vor allem die europäische Batterieindustrie am Herzen. Batterien sind für die Energiewende unverzichtbar, weil sie Strom aus erneuerbaren Quellen speichern können. Doch während China und die USA massiv in die Entwicklung investieren, scheitert Europa oft an der Bürokratie.

Deutschlands Verantwortung

Deutschland kommt eine Schlüsselrolle zu, da hier große Industrien wie die Automobilbranche auf eine funktionierende Batterieproduktion angewiesen sind. Doch auch hier mangelt es bislang an ausreichenden Investitionen. Gleichzeitig behindern politische Diskussionen um Subventionen und Standortfragen den Fortschritt.

Europäische Zusammenarbeit als Schlüssel

  • Ebba Busch hat Recht: Die Energiewende kann nicht von einem Land allein gestemmt werden. Doch wie könnte eine engere europäische Zusammenarbeit aussehen
  • Stromtrassen zwischen den Ländern: Eine bessere Infrastruktur für den Stromtransport über Ländergrenzen hinweg wäre entscheidend. So könnte Schweden bei Flaute Deutschland mit Strom aus Wasserkraft versorgen.
  • Gemeinsame Projekte: Die EU könnte gemeinsame Speicherkapazitäten und Förderprogramme für Batterien schaffen.
  • Kernenergie als Übergangslösung: Auch wenn sie in Deutschland politisch umstritten ist, könnte eine europäische Lösung die Kernenergie als Übergangstechnologie nutzen, um die Versorgung zu stabilisieren.

Fazit: Bayern und Europa müssen sich bewegen

Die Kritik aus Schweden ist ein Weckruf, aber die Lösung beginnt zu Hause. Deutschland kann die Energiewende nur schaffen, wenn alle Bundesländer an einem Strang ziehen – auch Bayern. Die Blockade des Freistaats bremst nicht nur den Ausbau der Erneuerbaren, sondern gefährdet auch das gesamteuropäische Ziel einer nachhaltigen Energieversorgung.

Europa braucht Deutschland als Vorreiter – und Deutschland braucht Bayern, um endlich aus der Defensive zu kommen. Vielleicht hilft ein Perspektivwechsel: Ein Windrad vor der bayerischen Staatskanzlei könnte den Verantwortlichen symbolisch vor Augen führen, dass die Zukunft nicht im Stillstand liegt.

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