Faktencheck: Betonhochhäuser sind keine nachhaltige Lösung
Beton-Hochhäuser sind nicht nachhaltig. Sie verursachen hohe CO₂-Emissionen und haben negative Auswirkungen auf das Stadtklima. Blockrandbebauungen sind besser.
Die Behauptung
Betonhochhäuser sind eine umweltfreundliche Lösung für die städtische Wohnungsnot.
Unser Fazit
Betonhochhäuser sind keine nachhaltige Lösung. Sie verursachen hohe CO₂-Emissionen, verbrauchen viele Ressourcen und wirken sich negativ auf das Stadtklima aus. Alternativen wie die Blockrandbebauung sind umweltfreundlicher.
Die Vorstellung, Hochhäuser seien die Lösung für die Wohnungsnot in den Städten, ist weit verbreitet. Experten sind sich jedoch einig, dass Hochhäuser aus Beton keine nachhaltige Lösung sind. Der Bau und Betrieb solcher Gebäude trägt erheblich zu den weltweiten CO₂-Emissionen bei und bringt weitere Herausforderungen mit sich.
Die verbreitete Behauptung
Ein häufiges Argument für den Bau von Hochhäusern in Städten ist, dass sie durch ihre vertikale Struktur mehr Wohnraum schaffen, ohne zusätzliche Flächen zu verbrauchen. Befürworter argumentieren, dass dies ein nachhaltiger Weg sei, dem Wohnungsmangel entgegenzuwirken.
Einschätzung
Experten widersprechen dieser Auffassung. Nachhaltigkeit umfasst nicht nur den Flächenverbrauch, sondern auch ökologische, soziale und ökonomische Faktoren. Die CO₂-Emissionen, die beim Bau und Betrieb von Hochhäusern entstehen, machen diese Bauweise im Vergleich zu anderen Bauformen wie der Blockrandbebauung weniger umweltfreundlich.
Die Fakten
CO₂-Ausstoß und Ressourcenverbrauch
Der Bau von Gebäuden verursacht fast 40 % der weltweiten CO₂-Emissionen. Besonders umweltbelastend sind Beton und Stahl, die wichtigsten Baustoffe für Hochhäuser. Bei der Herstellung einer Tonne Stahlbeton werden rund 330 Kilogramm CO₂ freigesetzt. Auch der Energieaufwand für Transport und Verarbeitung ist hoch.
Wolf-Christian Strauss vom Deutschen Institut für Urbanistik (difu) betont, dass Hochhäuser aufgrund ihrer aufwendigen Konstruktion und Statik mehr Material und Energie benötigen. Das Fundament eines Hochhauses muss besonders stabil sein, was zusätzliche Ressourcen erfordert. Auch der Betrieb solcher Gebäude, insbesondere der Einsatz von Fahrstühlen, verbraucht kontinuierlich Energie und verursacht CO₂-Emissionen.
Vergleich mit anderen Bautypen
Im Nachhaltigkeitsvergleich schneiden Hochhäuser schlechter ab als niedrigere Gebäude, vor allem die Blockrandbebauung. Diese Bauweise, bei der mehrgeschossige Gebäude einen gemeinsamen Innenhof umschließen, verbraucht weniger Material und verursacht weniger CO₂-Emissionen. Sie ermöglicht eine hohe Wohndichte ohne die negativen Auswirkungen von Hochhäusern.
Mark Michaeli von der Technischen Universität München erklärt, dass eine optimierte Blockrandbebauung ähnliche Wohndichten wie Hochhäuser erreichen kann, aber weniger Fläche verbraucht und nachhaltiger ist. Diese Bauweise benötigt weniger aufwendige Fundamente und hat einen geringeren Energieverbrauch im Betrieb.
Soziale und stadtklimatische Aspekte
Hochhäuser wirken sich negativ auf das Stadtklima aus. Sie können Fallwinde und Hitzestaus erzeugen, die das lokale Klima verschlechtern. Zudem sind die unteren Geschosse oft weniger nutzbar, da sie Platz für Aufzüge und andere technische Einrichtungen bieten müssen.
Auch die soziale Nachhaltigkeit ist bei Hochhäusern ein Problem. Die hohen Bau- und Betriebskosten führen oft dazu, dass in diesen Gebäuden teure Wohnungen entstehen. Bezahlbare Wohnungen sind in Hochhäusern selten, es sei denn, sie werden stark subventioniert. Dies verstärkt die soziale Segregation in den Städten.
Holz als alternativer Baustoff
Holz wird zunehmend als nachhaltigere Alternative zu Beton und Stahl gesehen. Hochhäuser aus Holz haben einen geringeren CO₂-Fußabdruck, da Holz CO₂ speichert, anstatt es freizusetzen. Aber auch hier ist Vorsicht geboten. Ein Vergleich zwischen Holzhochhäusern und Holzblockbauten zeigt, dass letztere auch nachhaltiger sind. Der Ressourcenverbrauch und der Energieaufwand für den Bau sind bei Holzhochhäusern nach wie vor hoch.
Weiterführende Informationen
Die Nachhaltigkeit von Hochhäusern wird von verschiedenen Faktoren bestimmt. Neben ökologischen Aspekten spielen auch soziale und ökonomische Faktoren eine Rolle. Städte müssen diese vielfältigen Aspekte bei der Planung von Wohnraum berücksichtigen, um wirklich nachhaltige Lösungen zu finden.
Fazit zu Betonhochhäusern
Betonhochhäuser sind keine nachhaltige Lösung für die Wohnungsnot in Städten. Ihr Bau und Betrieb verursacht hohe CO₂-Emissionen und hat negative Auswirkungen auf das Stadtklima und die soziale Struktur der Stadt. Die Blockrandbebauung bietet eine bessere Alternative, da sie eine höhere Dichte erreicht, weniger Ressourcen verbraucht und sozial nachhaltiger ist.
Quelle: BR.de
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