Dreck-Weg-Tage: Die Absurdität, die Natur erst zu vermüllen, um sie dann heldenhaft zu retten

Autor: Sonja Bart

Was für eine glorreiche Idee: Erst die Natur vermüllen, um sich dann in strahlender Heldinnenpose beim Dreck-Weg-Tag fotografieren zu lassen! Jedes Jahr das gleiche Bild: Der Wald, die Parks und auch die Strände sind zugemüllt. Die Zigarettenstummel und Plastikflaschen zwischen den Büschen könnten fast als Kunstinstallation durchgehen – wenn es nicht so traurig wäre. Aber keine Sorge, die Dreck-Weg-Tage kommen noch! Denn einmal im Jahr kommen die engagierten Bürgerinnen mit Handschuhen und Zangen und räumen den ganzen Dreck weg. Applaus!

Dreck-Weg-Tage: Ein großes „Danke schön“

Natürlich haben die Dreck-Weg-Tage einen guten Zweck, und wer hier fleißig Müll sammelt, verdient Respekt. Aber hey, vielleicht sollten wir uns mal die Frage stellen: Warum ist es eigentlich nötig, dass Menschen einen halben Tag opfern, um den Müll anderer Idioten wegzuräumen? Und warum werden diese „Held*innen“ dann auch noch gefeiert, als hätten sie die Welt gerettet? Nicht falsch verstehen: Müll aufzusammeln ist toll, aber vielleicht wäre der größere Held oder die größere Heldin der oder diejenige, der oder die gar keinen Müll hinterlässt? Wild, oder?

Müllproblem? Ein Brettspiel ohne Gewinner

Komisch, man könnte meinen, es gäbe da draußen eine geheime Gesellschaft, die das Spiel „Dreck weg“ seit Jahren perfektioniert hat. Runde 1: Wir hinterlassen überall Müll. Runde 2: Wir ignorieren das Problem, bis es nicht mehr geht. Und dann kommt Runde 3: Der Dreck-Weg-Tag, an dem alle fleißig den Müll der anderen einsammeln. Wie sinnvoll ist es eigentlich, dass vielleicht dieselben Leute, die beim Dreck-Weg-Tag mithelfen, evtl. noch vor einem Monat beim Picknick ihren Einweggrill am Wegesrand entsorgt haben?

Und wenn wir einfach aufhören?

Die Vorstellung, dass wir unsere Wälder, Parks und Strände einfach nicht mehr verschmutzen, mag für manche utopisch klingen. Warum eigentlich? Zu schwierig? Müssen wir wirklich jedes Jahr ein riesiges Event veranstalten, um halbwegs in Ordnung zu bringen, was wir selbst versaut haben? Wie wäre es mit einem radikalen Vorschlag: Statt den Müll immer wieder wegzuräumen, lassen wir ihn gar nicht erst entstehen.

Genial, oder? So radikal, dass man sich fragt, warum nicht schon früher jemand darauf gekommen ist. Jeder noch so kleine Kaugummipapierfetzen, der in der Hosentasche und nicht auf dem Waldboden landet, wäre schon ein Erfolg. Natürlich ist das für manche schwer zu verstehen, aber genau dafür gibt es diese Veranstaltungen.

Fazit: Wir können es besser

Mal ehrlich: Wie wäre es, wenn wir aufhören würden, Abfall als selbstverständlich hinzunehmen? Wie wäre es, wenn der Wald, der Park und die Stadt gar nicht erst zu Müllhalden werden, die einmal im Jahr heldenhaft gesäubert werden müssen? Der wahre Held ist nicht der, der den Müll wegräumt – der wahre Held ist der, der ihn gar nicht erst macht.

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