Erneuerbare Energie beliebt wie nie in Österreich
Aktuelle Studie zeigt auf, dass die Akzeptanz für Projekte im Bereich erneuerbare Energie gestiegen ist. Die Sorge vor dem Klimawandel sorgt für Umdenken in der Bevölkerung.
Seit 2015 erhebt ein jährliches Stimmungsbarometer die Meinung der österreichischen Bevölkerung zum Thema erneuerbare Energien. Die aktuelle Version dieser Studie stammt vom Jänner 2023 und wurde von Deloitte in Zusammenarbeit mit der WU Wien und Wien Energie erstellt. Dafür wurden im Oktober und November 2022 eine repräsentative Stichprobe von 1000 Personen befragt. Kurz gesagt: Die Zustimmung zu erneuerbaren Energieprojekten ist so hoch wie nie zuvor.
Abgefragt wurde z.B., ob ein solches Projekt in oder in der Nähe der eigenen Gemeinde akzeptiert wird. 89 Prozent der Befragten haben kein Problem mit Photovoltaik, 78 % akzeptieren Kleinwasserkraftwerke und immerhin noch 69 % Windkraftanlagen. Im Schnitt liegt die Akzeptanzquote bei 79 %.
Die Voraussetzungen für den zügigen Ausbau erneuerbarer Energien sind heute besser denn je – das hat die Politik erkannt. Die Erneuerbaren-Offensive der Bundesregierung ist daher begrüßenswert. Nun müssen rasch weitere Schritte folgen, um die gesetzten Ziele auch zu erreichen.
Nina Hampl, Studienautorin der Universität Klagenfurt und WU Wien
Key Findings:
- Akzeptanz: Zustimmung zu erneuerbaren Energieprojekten hoch
- Verbreitung: weiterer Ausbau von Photovoltaik, Kleinwasserkraft und Windenergie gewünscht
- eigener Beitrag: bewusste, individuelle Maßnahmen zum Energiesparen in Mehrheit der Bevölkerung
- Elektromobilität: das Interesse daran stagniert aktuell, ungünstige Rahmenbedingungen dafür verantwortlich
Photovoltaik im Aufwind
Die Nutzung von Sonnenenergie ist im Moment besonders beliebt bei den Befragten. 9 von 10 befürworten neue Photovoltaik-Projekte in der eigenen Gemeinde. 81 % sind für einen Ausbau von Photovoltaikanlagen auf Dachflächen oder Fassaden, 71 Prozent für einen weiteren Ausbau von Freiflächen-PV. Auch die Bereitschaft zur Installation einer eigenen PV-Anlage ist gestiegen. Ein Drittel jener, die ein solches Privatprojekt planen, möchten dieses zügig innerhalb der nächsten 12 Monate umsetzen. Hauptsächlicher Grund dafür: die aktuelle Energiekrise.
Auch der Anteil von Eigenheimbesitzern, die neben PV-Anlagen einen Stromspeicher installieren wollen, ist weiter gestiegen. 28 Prozent haben sich bereits dafür entschieden, 42 % haben zumindest schon darüber nachgedacht. Ein Stromspeicher hat große Vorteile für die Eigennutzung einer Photovoltaikanlage. Die Abdeckung des eigenen Stromverbrauchs erhöht sich damit von etwa 30 Prozent auf 60 bis 70 %.
Die steigende Beliebtheit von PV-Anlagen ist erfreulich. Eine der großen Herausforderungen ist allerdings noch die Wärmewende.
Nina Hampl
Mehr Hauseigentümer wollen in Zukunft auf erneuerbare Wärmeversorgung setzen. Etwa ein Viertel der Heizungsanlagen basiert in Österreich immer noch auf Erdgas. Holz-, Hackschnitzel- und Pelletsheizungen sowie Wärmepumpen konnten aber zulegen. Mehr als verdoppelt hat sich der Anteil an Luftwärmepumpen in den letzten fünf Jahren. Das generelle Bewusstsein für die Wichtigkeit von erneuerbarer Wärmeversorgung ist gestiegen. 24 % wollen eine entsprechende Heizung installieren, weitere 36 % haben zumindest darüber nachgedacht. Der Ukraine-Krieg und die damit verknüpften Unsicherheiten in der Energieversorgung ist für viele der Grund.
Erneuerbare Energie: Umdenken wegen Klimakrise
Die Energiewende wird von vielen als Gemeinschaftsprojekt betrachtet. Dementsprechend ist das Interesse, sich an einer Energiegemeinschaft zu beteiligen, aktuell gestiegen. Laut Deloitte-Studie kann sich mehr als die Hälfte der Befragten vorstellen, bei an einem Zusammenschluss von privaten Haushalte, Schulen, Gemeinden oder Gewerbetreibenden mitzumachen. So kann Energie untereinander verteilt werden.
[mk_glomex id=“v-cm8hfyhof9ip“]
Die Klimakrise wird von sehr vielen als das größte Problem der kommenden Jahrzehnte betrachtet. Deshalb akzeptieren mehr als zwei Drittel der Befragten persönliche Einschränkungen, um so auch einen Beitrag zum Energiesparen zu leisten. Gut die Hälfte reduziert aktuell den Stromverbrauch durch Verhaltensänderung, 45 % senken in der Heizperiode die Raumtemperatur. Viele kennen ihren Energieverbrauch nicht genau (28 Prozent), sind aber trotzdem gewillt zu sparen. Nur 18 Prozent der Befragten hat in den letzten sechs Monaten gar keine Maßnahmen gesetzt.
Die Zulassungszahlen von E-Fahrzeugen befinden sich aktuell auf einem Rekordniveau. Ende 2022 waren auf österreichischen Straßen gut 110.000 reine Elektro-PKWs (also abzüglich Hybrid-Fahrzeuge) unterwegs. Das Interesse beginnt inzwischen aber zu stagnieren. Laut Studie sind 43 % der Österreicher durchaus am Kauf eines Elektroautos interessiert. Die hohen Stromkosten wegen der Energiekrise sowie hohen Anschaffungskosten schrecken aber viele ab. Auch die noch immer nicht so hohen Reichweiten dämpfen die Begeisterung. Das Klimaschutzministerium setzt dennoch seine E-Mobilitätsförderung auch im Jahr 2023 fort.
Quellen: Deloitte, Stimmungsbarometer 2023, Infothek des Klimaschutzministeriums
Mehr zum Thema: Foto der Schladminger Planai von 1988 widerlegt nicht den Klimawandel!
Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
wurden vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)