Haben die Grünen den Abriss des Kraftwerks Moorburg im Alleingang veranlasst? Ein Faktencheck

Die Sprengung des Kohlekraftwerks Moorburg: Wer steckt wirklich dahinter?

Autor: Sonja Bart

Die Behauptung

Die Grünen seien allein für die Stilllegung und Sprengung des Kohlekraftwerks Moorburg in Hamburg verantwortlich. Diese Aussage wird in sozialen Medien verbreitet, doch sie verkennt die tatsächlichen Zusammenhänge und die komplexen politischen Hintergründe.

Unser Fazit

Die Stilllegung des Kohlekraftwerks Moorburg resultierte aus dem bundesweiten Kohleausstiegsgesetz, das 2020 von der damaligen CDU/CSU-SPD-Bundesregierung beschlossen wurde. Die Entscheidung zur Sprengung traf der Betreiber Vattenfall gemeinsam mit der Stadt Hamburg. Die Grünen in Hamburg unterstützen den Wandel hin zu erneuerbaren Energien, waren jedoch nicht alleiniger Initiator dieser Maßnahmen.

Am 10. November 2024 wurden die Kühltürme des stillgelegten Kohlekraftwerks Moorburg in Hamburg gesprengt, um Platz für eine geplante Wasserstoffproduktionsanlage zu schaffen. In der Berichterstattung und vor allem in den sozialen Medien wurde behauptet, „die Grünen“ seien allein für diese Entscheidung verantwortlich. Diese Darstellung ist jedoch stark verkürzt und gibt die tatsächlichen Hintergründe nur unzureichend wieder.

Haben die Grünen den Abriss des Kraftwerks Moorburg im Alleingang veranlasst? Bild Glomex
Bild vom Rückbau des Kohlekraftwerks Moorburg, Quelle: Glomex

Warum wurde Moorburg überhaupt abgeschaltet?

Das Kohlekraftwerk Moorburg war eines der modernsten in Deutschland, in Betrieb von 2015 bis 2021. Trotz seiner hohen Effizienz wurde es im Rahmen eines bundesweiten Kohleausstiegsprogramms stillgelegt. Dieses Programm basiert auf dem Kohleausstiegsgesetz, das 2020 von der damaligen Bundesregierung (CDU/CSU und SPD) verabschiedet wurde. Ziel war es, Betreiber wie Vattenfall durch finanzielle Anreize dazu zu bewegen, Kohlekraftwerke freiwillig vom Netz zu nehmen.

Der Betreiber von Moorburg, Vattenfall, beteiligte sich an der Ausschreibung und erhielt den Zuschlag, sodass das Kraftwerk nach nur sechs Jahren Laufzeit stillgelegt wurde. Diese Entscheidung basierte also auf einem Bundesgesetz und war nicht das Ergebnis grüner Politik in Hamburg.

Rolle der Grünen in Hamburg

Seit 2020 regiert in Hamburg eine rot-grüne Koalition, in der die Grünen unter anderem für Umwelt, Klima, Energie und Landwirtschaft zuständig sind. Der grüne Umweltsenator Jens Kerstan hat den Kohleausstieg und die Umstellung auf erneuerbare Energien in Hamburg aktiv vorangetrieben. Die Stilllegung von Moorburg im Jahr 2021 fiel jedoch in den Zeitraum nach der Ausschreibung der Bundesnetzagentur und war eine Folge der zuvor auf Bundesebene getroffenen Entscheidungen.

Die Grünen in Hamburg haben also nicht die Stilllegung des Kraftwerks initiiert, sondern unterstützen den Umstieg auf klimafreundliche Technologien wie grünen Wasserstoff.

Warum wurde das Kraftwerk gesprengt?

Nach der Stilllegung des Kraftwerks Moorburg entschied Vattenfall gemeinsam mit der Stadt Hamburg, die Kühltürme und Schornsteine des Kraftwerks zu sprengen. Dies war notwendig, um Platz für neue Nutzungen zu schaffen. Auf dem Gelände soll eine Wasserstoffproduktionsanlage entstehen, die Teil der nationalen Wasserstoffstrategie ist.

Die Wasserstoffstrategie 2020 wurde ebenfalls von der CDU/CSU-SPD-Bundesregierung beschlossen. Sie sieht vor, grünen Wasserstoff – hergestellt aus erneuerbarem Strom – als zentralen Baustein der Energiewende zu etablieren. Hamburg bietet sich als Standort besonders an, da die Stadt über eine gute Anbindung an Offshore-Windparks und industrielle Abnehmer verfügt.

Macht grüner Wasserstoff wirklich Sinn?

Grüner Wasserstoff gilt als Schlüsseltechnologie für die Energiewende, weil er fossile Energieträger in Industrie, Verkehr und Energieversorgung ersetzen kann. Doch es gibt auch berechtigte Kritik:

  • Hohe Kosten: Grüner Wasserstoff ist derzeit noch teuer in der Herstellung, da er aus erneuerbarem Strom erzeugt wird, der nur begrenzt zur Verfügung steht.
  • Technische Herausforderungen: Der Aufbau der notwendigen Infrastruktur wie Elektrolyseure und Transportleitungen ist aufwendig und teuer.
  • Marktreife: Auf dem Weltmarkt ist grüner Wasserstoff gegenüber konventionellem Wasserstoff, der aus Erdgas gewonnen wird, noch nicht konkurrenzfähig.

Trotz dieser Herausforderungen gilt der Ausbau der Wasserstoffwirtschaft als notwendiger Schritt, um die langfristigen Klimaziele zu erreichen. Länder wie Deutschland investieren massiv in Forschung und Infrastruktur, um die Kosten zu senken und die Technologie marktfähig zu machen.

Fazit: Keine alleinige Entscheidung der Grünen

Die Grünen spielen eine zentrale Rolle bei der Umsetzung der Energiewende in Hamburg und fördern den Umstieg auf erneuerbare Energien wie grünen Wasserstoff. Die Behauptung, sie hätten die Stilllegung, den Abriss des Kraftwerks und die Umbaupläne allein initiiert, ist jedoch falsch.

  • Die Stilllegung von Moorburg war eine direkte Folge des von CDU/CSU und SPD beschlossenen Kohleausstiegsgesetzes der Bundesregierung.
  • Der Abriss war eine Entscheidung des Betreibers Vattenfall und der Stadt Hamburg, um Platz für neue Nutzungen zu schaffen.
  • Die Pläne für grünen Wasserstoff basieren auf der nationalen Wasserstoffstrategie, die ebenfalls parteiübergreifend beschlossen wurde.

Die Grünen unterstützen diese Maßnahmen aktiv, sind aber nur ein Teil eines größeren politischen und wirtschaftlichen Kontextes, der diese Entscheidungen getragen hat.

Abonnieren Sie unseren Newsletter, um auf dem Laufenden zu bleiben. Wenn Sie uns und unsere Arbeit unterstützen möchten, können Sie das hier gerne tun.

Das könnte Sie ebenfalls interessieren:
Hausdurchsuchung im Fall Habeck: Die wahren Hintergründe der Ermittlungen
Krieg als Klimakiller: Russlands Umweltzerstörung in der Ukraine
21 Millionen Liter Gift im Wasser: Wer zahlt die Zeche?

Rechtlicher Hinweis:
Dieser Artikel dient der kritischen Auseinandersetzung mit aktuellen Themen und stellt keine rechtlich bindenden Aussagen dar. Die dargestellten Ansichten dienen ausschließlich der Information und Diskussion. Die verwendeten Informationen basieren auf öffentlich zugänglichen Quellen. Trotz sorgfältiger Prüfung wird keine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit übernommen. Der Artikel erhebt keinen Anspruch auf die alleinige Wahrheit und ist im Sinne der Meinungs- und Informationsfreiheit zu verstehen.


Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.


2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
wurden vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)


Mehr von Greenkama